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„Nur wer sich ändert, bleibt sich treu“ - Wolf Biermann und Israel

Vortrag von Uwe von Seltmann
Mit Musikbeispielen

16. Februar 2024

Ev. Gemeindehaus - 19.30 Uhr
Am Zwingel, Dillenburg


Wolf Biermann, geboren am 15. November 1936 in einer kommunistischen Arbeiterfamilie in Hamburg, ist einer der bekanntesten Liedermacher und Schriftsteller Deutschlands. Seine Gedichtbände zählen zu den meistverkauften der deutschen Nachkriegsliteratur und wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt. Biermann war die scharfzüngigste Stimme des Widerstands in der DDR und wurde 1965 von der DDR-Nomenklatura mit einem totalen Publikations- und Auftrittsverbot belegt, seine Werke durften nur in der Bundesrepublik erscheinen. Als er im November 1976 aus der DDR ausgebürgert wurde, schrieb er unfreiwillig Weltgeschichte: Die unerwartet große Protestbewegung in Ost und West gilt als Anfang vom Ende der DDR. Mit seinen oft provokanten Essays mischt sich der mit allen wichtigen Literaturpreisen geehrte Biermann bis heute ins politische Tagesgeschäft ein.

Uwe von Seltmann widmet sich einem Aspekt in Biermanns Leben und Werk, der in der Öffentlichkeit kaum bekannt ist: Wolf Biermanns Jüdischkeit und seiner engen Verbindung zu Israel. Biermanns Vater Dagobert, ein kommunistischer Widerstandskämpfer gegen die Nationalsozialisten, wurde 1943 in Auschwitz als Jude ermordet. Der „jüdische Mischling ersten Grades“ Wolf Biermann hingegen überlebte den Rassenwahn der Nationalsozialisten. Wie sieht sich Biermann selbst, der in dem Lied „Nur wer sich ändert, bleibt sich treu?“ geschrieben hat: „Ich bleibe, was ich immer war / Halb Judenbalg und halb ein Goj“? Wie hat die Freundschaft mit dem Auschwitz-Überlebenden und Historiker Arno Lustiger (1924-2012) Biermanns Leben verändert? Welche Bedeutung hat die jiddische Sprache für ihn? Und wie kam es zu Biermanns ausgeprägter Solidarität mit Israel, die ihn 2006 sagen ließ: „Israels Schicksal sehe ich als ein Menetekel für die Völkerfamilie auf diesem winzigen Planeten Erde“?

Uwe von Seltmann zeigt auf, dass sich das „Jüdische“ als ein zentrales Leitmotiv durch Biermanns gesamtes Leben zieht. Der Vortrag wird von Musikbeispielen aus Biermanns Werk umrahmt.