Autorenlesung mit Alois Berger, Autor/Journalist
23. September 2024
Kulturscheune 19:30 Uhr bis ca. 21:00 Uhr
Flörsheim
Eintrittspreis 5 €
Nach der Niederlage und der Befreiung von Nazi Deutschland verweigerten viele Emigrationsländer wie die USA, Kanada oder Australien den Shoa-Überlebenden die Einreise. Daher mussten bis zu 200.000 osteuropäische Juden im jetzt besetzten Deutschland ausharren. Für sie hatten die Alliierten „Displaced Person Camps“ errichtet, so auch in Föhrenwald. Von 1945 bis 1957 lebten im bayerischen Wolfratshausen im Ortsteil Föhrenwald zeitweise mehr als 5000 Juden, Überlebende der Shoah, mit Synagogen, Religionsschulen und einer eigenen Universität für Rabbiner. Föhrenwald hatte eine jüdische Selbstverwaltung, eine jiddische Zeitung und eine jüdische Polizei. 1957 wurde Föhrenwald aufgelöst, die Bewohner auf deutsche Großstädte verteilt. Föhrenwald wurde umbenannt und aus dem kollektiven Gedächtnis gelöscht.
Die Neue Zürcher Zeitung schrieb am 26.07.2023
Rezensent Bernd Noack lernt mit Alois Bergers Buch einen wenig bekannten und skandalösen Abschnitt deutscher Nachkriegsgeschichte kennen. Berger beschreibt nun in seinem Buch, wie die katholische Kirche das Aus für die Siedlung herbeiführte, so der Rezensent: 1956 kaufte sie das Gebiet, siedelte die jüdischen Bewohner aus und ließ "katholische Heimatvertriebene" mit ihren Familien dort wohnen. Heute erinnert ein Museum an die Vertriebenen von Föhrenwald, schließt der Kritiker, und nun auch Bergers Buch.
Nachdem 1951 die administrative Zuständigkeit für das DP-Lager Föhrenwald gewechselt hatte, erlangte mit Theodor Oberländer als Staatssekretär für Flüchtlingsfragen, ein Nazi der ersten Stunde und im Krieg in antisemitische Mordaktionen verwickelter Täter, die politische Oberhoheit über das jüdische DP-Lager. Auch mit Unterstützung antisemitischer Kreise, erwirkte er schließlich1956/57 die Räumung des DP-Lagers zugunsten des katholischen Siedlungswerks.
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