Vortrag von Prof. Dr. Christian Wiese, Frankfurt/M.
21. November 2016
Ev. Gemeindehaus - 19:30 Uhr
Am Zwingel, Dillenburg
Anlässlich des Reformationsjubiläums befasst sich der Vortrag mit Martin Luthers hochproblematischem Bild von Juden und Judentum, dessen z.T. verhängnisvolle Wirkungsgeschichte bis ins 20. Jahrhundert reicht.
Im Zentrum stehen die beiden unterschiedlichen sog. „Judenschriften“ des Reformators – „Daß Jesus ein geborener Jude sei“ (1923) und „Von den Juden und ihren Lügen“ (1543). Sie werden im zeitgeschichtlichen Kontext beleuchtet und auf ihre theologischen und politischen Aspekte hin untersucht: Handelt es sich um ganz widersprüchliche Schriften, eine freundliche und eine feindselige, oder verbergen sich dahinter ähnliche Grundannahmen?
Am Schluss der historischen Rekonstruktion ist ein Blick auf die zeitgenössische jüdische Reaktion auf Luthers Schriften erforderlich, da diese unmittelbare Wirkungen auf das politische Schicksal der jüdischen Gemeinschaft in Europa hatten.
Christian Wiese, Prof. Dr., Jhg. 1961, ist seit 2010 Inhaber der Martin-Buber-Professur für Jüdische Religionsphilosophie an der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Seine Forschungen bewegen sich im Bereich der modernen jüdischen Geistes- und Kulturgeschichte, der jüdischen Philosophie, der Geschichte der jüdisch-christlichen Beziehungen und der Antisemitismusforschung.