Gespeichert von Christoph am/um Mi, 03/01/2017 - 00:00
Vortrag von Prof. Dr. Christian Wiese, Frankfurt
01. März 2017
Schlosskirche - 19.30 Uhr
Bad Homburg
Der Vortrag konfrontiert die jüdische und antisemitische Rezeption Luthers in Deutschland miteinander und deutet die jüdischen Lutherlektüren als beschwörenden, bisweilen verzweifelten Versuch, die nichtjüdische Bevölkerung davon zu überzeugen, den Reformator nicht als Ahnherrn der antisemitischen Verunglimpfung von Juden und Judentum, sondern als Vorläufer von Gewissensfreiheit, Toleranz und Aufklärung zu verstehen. Während der nichtjüdische Diskurs zunhemend Züge des völkischen Antisemitismus annahm, unternahmen jüdische Historiker und Theologen den - im Rückblick - tragischen Versuch, ihn für eine Tradition dialogischer Achtung in Anspruch zu nehmen und seine späten judenfeindlichen Schriften als für das Eigentliche der Reformation unwesentlich zu interpretieren. Spätestens ab 1933 erwies sich diese historische Realisierung als Illusion.
In Zusammenarbeit mit der Evangelischen Erlöserkirche.